mit keksen gegen den corona-blues!

10. JANUAR 2021

©Nicole Hacke / Benther Berg - Niedersachsen

Mit Keksen gegen den Corona- Blues! Wenn das mal so einfach wäre. Schließlich hängen derzeit unendlich viele Existenzen am seidenen Faden, wirtschaftlich wie gesundheitlich. Und das gerade nicht zu knapp.

Dennoch oder vielleicht gerade deshalb kann ich an nichts anderes denken, als kurz vor Weihnachten die Küche auf den Kopf zu stellen, um bitte was zu tun?

Kekse backen! Wie banal!

Doch hat es den Anschein, dass ich damit nicht allein auf weiter Flur stehe, denn in den Supermärkten, just dort, wo ansonsten immer die Backwaren zu finden waren, klafft aktuell ein großes gähnendes Loch auf. Der Puderzucker ist restlos ausverkauft, bis auf den letzten Zuckerstaubkorn.

Verdattert starre ich auf das leer gefegte Regal und kann es kaum glauben. Eine ganze verstädterte Zone befindet sich scheinbar im Backrausch! Wann hat es denn jemals so einen kollektiven Backwahn in deutschen Haushalten gegeben?

©Nicole Hacke

©Nicole Hacke

Ich kann mich jedenfalls nicht entsinnen, dass meine Mutter früher, als ich noch ein Kind war, dem Zucker oder irgendeiner anderen Backzutat hinterherrennen musste, insbesondere nicht in der Weihnachtszeit.

So einen Notstand hatte sie ganz sicher noch nie erlebt. Wo also blieb der Nachschub? Auf mein insistierendes Nachfragen hin belächelt mich der freundliche, aber extrem gelangweilte Marktleiter mit negierendem Kopfschütteln.

Puderzucker? Fehlanzeige!

Sofort mache ich mich auf, den nächsten Supermarkt zu beehren und lande gleich beim zweiten Versuch einen Volltreffern oder vielleicht auch nicht, denn ein schriftlicher Vermerk am Regal weist mich darauf hin, maximal nur zwei Päckchen Puderzucker pro Einkauf mitnehmen zu können.
Na, immerhin. Besser als gar nichts. Als ich nach einer halben Ewigkeit endlich alle Zutaten für meine Keksrezepturen zusammen habe, ziehe ich halbwegs zufrieden von dannen und mache mich gleich zu Hause hoch konzentriert an mein kreatives Backwerk.

Während die Nachrichten im Fernsehen eine Katastrophe nach der anderen verlauten lassen, die Welt bereits in einer apokalyptischen Versenkung zu verschwinden droht, stehe ich wie ein Fels in der Brandung an meiner Arbeitsplatte und knete schier hemmungslos auf dem warmen, klebrigen Teig herum.

©Nicole Hacke

©Nicole Hacke

Was das Zeug hält, bearbeite und malträtierte ich den völlig unschuldigen, zähen Klumpen und lasse erst von ihm ab, als er sich weich und elastisch von meinen Händen löst.

Es könnte just die Welt um mich herum zusammenbrechen, der Blitz einschlagen, eine Sturmflut wüten - aus der Ruhe brächte es mich sicherlich nicht.

Warum auch? Tatsächlich ist es ganz einfach, dem Corona-Blues zu entkommen. Es ist auch ebenso einfach, sich von den Geschehnissen auf der Welt und der einseitigen medialen Berieselung gedanklich vollkommen frei zu machen - und zwar indem man komplett ablässt von der negativen Berichterstattung und allem, was einem die Angst in die Knochen fahren lässt.

Aber wie genau schafft man es, sich freizumachen von den bösen, negativ ausufernden Gedanken im Kopf?

Indem man knetet, knetet und nochmals knetet. Oder anders gesagt: indem man sich auf die Dinge konzentriert, die einen positive und sinnvolle Ablenkung verschaffen, die einen erden, den Alltag vergessen lassen und die für ein absolutes Flow- Erlebnis sorgen: man sich also weder über- noch unterfordert dabei fühlt.

Ja, eben jene Aktivitäten, die teils so monotone Abläufe haben, dass man sich darauf verlassen kann, dass nicht irgendein Handgriff urplötzlich aus der Reihe tanzt wie die volatil auf und ab schwankenden Corona-Inzidenzen dieser Tage.

©Nicole Hacke

Denn das scheinbar willkürlich wütende Virus kann jeden von uns schlussendlich aus dem Gleichgewicht bringen, Lebenskonzepte komplett durcheinanderwirbeln und sie im schlimmsten Fall sogar zerstören.

Oder aber man durchlebt eine einschneidende Erfahrung, die noch schwerer wiegt als das Virus selbst: nämlich jene Erfahrung, wenn man vor einer schier unlösbaren und unüberwindbaren Aufgabe steht, deren Bewältigung sich wie der Mount Everest anfühlt und man ganz genau weiß, dass man diesen Berg niemals bezwingen wird und es auch nicht kann.

Dann relativiert sich auf einmal die Gesundheitskrise, dann löst sich die Pandemie vergleichsweise fast schon in Wohlgefallen auf und erscheint im Verhältnis dazu kaum noch bedrohlich.

©Nicole Hacke / Benther Berg - Niedersachsen

©Nicole Hacke

©Nicole Hacke

Erst mit den persönlichen Schicksalsschlägen, die in das eigene Leben einschlagen wie eine Bombe, rücken kollektive Krisen ein großes Stück weit in den Hintergrund.

Kurz und gut: Für all diese Krisen, ob klein oder groß, ob im Kollektiv erlebt oder als Einzelschicksal daherkommend, braucht es einen Notfallkoffer, sprich eine oder mehrere Konstanten, um der Negativspirale des Alltags zu entfliehen, um wieder Freude und Spaß am Leben zu haben, auch und gerade dann, wenn die Zeichen der Zeit auf Alarmstufe rot stehen.

Genau aus diesem Grund backe ich Kekse, denn nur so kann ich den in mir aufkeimenden Corona-Blues im Mehlstaub ersticken.

Und wie lenkst du dich im Lockdown zur Zeit ab?

Erzähl mir, wie es dir ergeht und wie du dein Leben mit positiven Dingen füllst.

Deine