10. DEZEMBER 2019
Mal wieder ist es soweit! Wir haben Anfang Dezember und überall in den großen und kleineren Städten sind die Weihnachtsmärkte in vollem Gang. Unlängst hat wieder der „Run“ auf die Geschenke begonnen, die man seinen Liebsten am Heiligen Abend bescheren will. Doch ist es nicht vielmehr so, dass das Fest der Liebe mehr und mehr zum Fest des Konsumzwangs mutiert. Immer früher machen sich die fleißigen Konsumenten auf den Weg in die übervollen Einkaufsmeilen, um sich im Rausch des Shopping-Wahnsinns zu ertränken.
Es wird gekauft, was der Geldbeutel so alles locker machen kann. Die Kreditkarten glühen, das Novembergehalt wird bereits Anfang des Monats bis knapp ans Limit ausgeschöpft. Nichts anderes kreist einem im Kopf umher, als unterm Tannenbaum einen möglichst prallen Berg an Geschenken anzuhäufen.
Gestresst rennt man somit von einem Ladengeschäft in das nächste, sucht verzweifelt nach passenden Präsenten und ist doch nur frustriert, weil man nichts wirklich findet, was dem anderen Freude
bereiten könnte. Letztendlich kauft man dann einfach irgendetwas, nur um nicht mit leeren Händen da stehen zu müssen.
Ist das der Sinn, erfüllt das den Zweck einer seligen, heiligen Weihnacht?
Als Kind habe ich mich selbstverständlich immer über Geschenke gefreut. Da gab es mal eine Barbiepuppe, die ich unbedingt haben wollte, das eine oder andere tolle Spielzeug, von dem ich schon
lange geträumt hatte. Zu Weihnachten bekam ich immer mehr Geschenke als an meinem Geburtstag. Und das war viel wert. Ich liebte es und wollte es auch ganz lange gar nicht anders haben. Irgendwann
wurde ich erwachsen und das Schenken, ebenso wie das beschenkt werden, wurde mir immer lästiger. Krampfhaft musste ich stets überlegen, welche Dinge meine Liebsten denn notwendigerweise
brauchten. Zu ihrem Glück fehlte eigentlich nichts. Und genügend Reichtümer im materiellen Sinne besaß auch ein jeder von ihnen.
Also stellte sich mir die Frage, womit ich meinen Eltern oder meinem Mann überhaupt noch eine Freude bereiten konnte?
Da mein Einfallsreichtum gerade in der Weihnachtszeit schwer zu wünschen übrig lässt, wohl auch, weil ich mich gezwungenermaßen mit dem Thema Geschenke befassen muss, ist es mir in den letzten Jahren immer weniger gelungen, meiner Familie eine Freude zu bereiten. Irgendwie fehlte mir auch immer die Lust am Shoppen, die Lust am kommerziellen Weihnachtsspaß, die Muße, mich auf eine eigentlich besinnliche Zeit einzulassen, die sich im Laufe der letzten Jahrzehnte mehr und mehr dem Kommerz zugewandt hat.
Wozu brauchen wir überhaupt Geschenke?
In einem kapitalistischen Land, indem fast jeder alles schon hat, mit materiellen Gütern überhäuft ist, zu Genüge, wohlgemerkt, ist uns die Bedeutung der heiligen Weihnacht längst
abhandengekommen. Blicken wir zurück auf den religiösen Hintergrund, sollte uns allen klar sein, dass es bei allem, was mit der Geburt des Heilands zu tun hat, einzig und allein um die Liebe
geht. Warum geben und teilen wir sie dann nicht großzügig, anstatt Geschenke in Papier einzuwickeln und diese als alternativen Ersatz für Ersteres zu missbrauchen.
Stattdessen sitzen wir am Heiligen Abend unter dem üppig dekorierten Weihnachtsbaum und streiten uns bereits über die Wahl des Essens, die verkohlte Gans oder viel schlimmer noch über die Geschenke, die uns nicht gefallen, die wir uns nicht gewünscht haben oder die eben schlichtweg unseren Vorstellungen gar nicht entsprechen.
Haben wir keine substanzielleren Probleme, als uns über solche Banalitäten aufzuregen?
Übersättigt sind wir, unzufrieden mit unserem vielen Geld, sodass wir nicht mehr wissen, wohin damit. Doch wo bleibt bei allem die Liebe? Wir tun uns oftmals schwer damit, liebevoll und
warmherzig miteinander umzugehen, uns Zeit für die Belange unseres Gegenübers zu nehmen, einfach mal zuzuhören oder einen guten Rat zu erteilen. Wir haben verlernt, was es heißt füreinander dazu
sein und machen stattdessen ganz egoistisch einfach nur unser Ding.
Wir leben oftmals so sehr in einem Vakuum aus Selbstsucht und Eigennutz, dass wir unser Umfeld, die Menschen, die uns wichtig sein sollten, gar nicht mehr beachten.
Seit mein Vater vor vier Jahren kurz vor Weihnachten verstorben ist, hat sich meine Sicht auf dieses Fest grundsätzlich geändert. Niemand kann durch ein Geschenk die Lücke füllen, die durch die
Abwesenheit eines geliebten Menschen entsteht.
Und weil das so ist, verschenke ich eigentlich nur noch gemeinsame Zeit an die Menschen, die mir viel bedeuten. Das Leben ist einfach zu wertvoll, um es mit kommerziellen Banalitäten auszufüllen.
Konsumfreie Weihnacht überall!
Ja, das wünsche ich mir tatsächlich von ganzem Herzen. Einmal das Fest der Liebe so feiern, wie es sich für mich richtig anfühlt. Im Kreis der Familie, mit guten Gesprächen, besinnlich und mit Ruhe genossen, ganz ohne Geschenke, dafür aber mit ganz viel Liebe und noch viel mehr Herzenswärme. Genau so und nicht anders müsste Weihnachten dieses Jahr und auch zukünftig für mich sein!
Eure