27. JANUAR 2020
UNAUFGEFORDERTE WERBUNG
Denkt man an Berlin, dann fallen einem sofort Sehenswürdigkeiten, wie das Brandenburgentor, der Reichstag, die Museumsinsel, die Hackeschen Höfe, die Berliner Mauer und noch einige andere erlebenswerte touristische Attraktionen ein. Doch vom Nikolaiviertel, das sich in Berlin-Mitte, zwischen dem Hackeschen Markt und dem Alexanderplatz befindet, hatte ich bisher noch nie etwas gehört. Eine liebenswürdige Berlinerin, die mir nur zu bereitwillig Auskunft über Ihre schöne Stadt geben will, nennt mir den Namen dieses denkmalgeschützten Viertels, das zu einem der ältesten Siedlungsgebiete der Hauptstadt überhaupt zählt.
Im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört, wurde das Viertel in den Jahren von 1980 - 19887 von Ost-Berlin wieder aufgebaut. Dabei wurde auf einem annähernd mittelalterlichen Grundriss ein
Ensemble aus modernen Plattenbauten und historischen Bürgerhäusern errichtet.
Und tatsächlich erscheint mir diese Kombination aus zwei grundsätzlich verschiedenen architektonischen Welten doch sehr gelungen. Als ich mich heute entspannt durch die kleinen kopfsteingepflasterten Gassen schiebe, erlebe ich ein völlig neues Berlin. Ich bewege mich auf einer historischen Insel, die in den wuseligen, chaotischen Wirrungen der Großstadt, beinahe erfrischend, ruhig und der Zeit entrückt, wie eine dörfische Oase, anmutet.
Ein absolutes Kleinod, das so gar nichts mit dem szenigen, überaus lebendigen und überschwappenden Lebensgefühl der Berliner zu tun hat. Hier reihen sich gemütliche Cafés sowie altertümliche
Kneipen und Gastschenken aneinander, die herzlich zum Verweilen einladen. Alles wirkt in seiner Gesamtheit zwar mehr verstaubt und althergebracht, als dass man sich das Nikolaiviertel in einem
modernen, urbanen Kontext einer Großstadt vorstellen kann. Dennoch lustwandele ich nicht in einer Märchenwelt, obgleich Frau Holle hier ganz
sicher ihre Betten mit großer Freude ausschütteln würde.
Auf nur 50.000 Quadratmeter kommen 2000 Einwohner, 33 Ladengeschäfte und 22 Gaststätten, sowie einige interessante und sehenswerte museale Einrichtungen. Wer hätte das gedacht! Ein Viertel, dass so klein, zurückgenommen und friedlich erscheint, beherbergt immerhin eine dreistellige Einwohnerzahl. Die Dichte der kulinarischen Lokalitäten macht Sinn. Schon bei meinem Rundgang bemerke ich, dass ich hier nicht wieder hungrig von dannen ziehen muss.
An fast jeder Ecke sichte ich viele einladende Gaststätten mit gutbürgerlicher Berliner Küche. Auch die schnuckeligen Cafés sind hier einen Besuch wert. So entscheide ich mich zu einer kleinen Pause im Coffee Daisies, das als „Two-in-One“ Ladengeschäft sowohl Blumen verkauft als auch exzellenten Kaffee ausschenkt.
Die Nikolaikirche
Das Herzstück des Viertels ist ohne Zweifel die Nikolaikirche, die als Museum besichtigt werden kann. Sie zählt zum ältesten Bauwerk Berlins, das seit seiner Entstehung um 1230 als romanischer
Ursprungsbau mit gotischen Erhöhungen und Ausbauten über die Jahrhunderte ergänzt und erweitert wurde.
Das Museum der Nikolaikirche
Nikolaikirchplatz
10178 Berlin
Website: www.stadtmuseum.de
Öffnungszeiten: täglich von 10:00 - 18:00 Uhr
Ebenfalls sehr sehenswert sind folgenden Museen:
Das Knoblauchhaus
Um 1760 im Stil des Spätbarock erbaut, diente dieses hochherrschaftliche Haus als Wohnsitz der wohlhabenden Unternehmerfamilie Knoblauch, in deren Besitz sich das
Anwesen über 170 Jahre befand. Im Museum selbst kann man das Leben und Wohnen in der Biedermeierzeit bestaunen, erhält zugleich wissenswerte Einblicke in die wirtschaftlichen, kulturellen und
sozialen Gegebenheiten einer Epoche, die sich recht beschaulich und übersichtlich zwischen dem Ende der napoleonischen Kriege um 1815 und der Märzrevolution von 1848, erlebte.
Gediegen und geschmackvoll eingerichtete, großzügige Wohnräume laden hier tatsächlich zum Bestaunen ein. Ein absolutes Must-See!
Das Konblauchhaus
Poststraße 23
10178 Berlin
Website: www.stadtmuseum.de
Öffnungszeiten: Dienstags - Donnerstags von 10:00 - 18:00 Uhr
Gleichermaßen interessant ist das Ebhraim- Palais, das 1766 erbaut, dem Hofjuwelier Friedrich des Großen gehörte, und als repräsentativer Wohnsitz diente. Der im Rokoko-Stil errichtete Bau beherbergt eine Puttensammlung, steinerne Vasen und beeindruckt durch filigrane, vergoldete Balkongitter.
Das Zillemuseum
Auch liebevoll Pinselheinrich genannt, titulierten die Berliner den Maler, Fotografen und Zeichner, Heinrich Zille, der von 1859 - 1929 in Berlin lebte und wirkte. Sämtliche seiner Werke werden
im gleichnamigen Museum, das direkt am Ufer der Spree in den Arkaden der Probststraße gelegen ist, ausgestellt.
Über den Künstler:
Der 80. Ehrenbürger Berlins trieb sich abseits der Prunkstraßen Berlins in zwielichtigen Milieus, alten Hinterhöfen und zugigen Dachgeschossen herum, um die
Arbeiterschicht der Weimarer Zeit zu skizzieren. Sozialkritisch und am Puls der Zeit, porträtierte Zille die Menschen unverfälscht und teils auch auf eine sehr humoristische Art und Weise.
Das Zilletheater
Wer von dem Künstler Heinrich Zille nach dem Museumsbesuch noch nicht genug hat, der kann ebenfalls im Nikolaiviertel das Zilletheater aufsuchen. Der Dauerbrenner schlechthin ist seit nunmehr 15
Jahren das Stück: Zille sein Milljöh, ein musikalisch-szenischer Spaziergang, der Lust auf Zilles Berlin macht.
Theater im Nikolaiviertel
Nikolaikirchplatz 5-7
10178 Berlin
Website: www.theater-im-nikolaiviertel.de
In der Poststraße, in der noch eine uralte Schwengelpumpe Wasser aus einem Drachenkopf speit, lebten eine Vielzahl geschichtsträchtiger Persönlichkeiten. So wurde hier der bedeutende Aufklärer und Publizist Friedrich Nicolai geboren. Und auch Frauenheld Casanova sowie der berühmte Dichter Heinrich Heine bezogen in dieser Straße einst ihre Hotelzimmer.
Mein Rundgang durch diese beschauliche, historisch bemerkenswerte Oase endet nach knapp drei Stunden. Zurück geht es nun in die lärmende Welt des Großstadtwahnsinns. Ich kann immer noch nicht
glauben, dass Berlin auf so ein bezauberndes Juwel zurückgreifen kann. Ein echter Sight-Seeing-Joker! Andererseits wäre es auch merkwürdig, wenn nicht gerade Berlin solch angenehme Überraschungen
für den anspruchsvollen Touristen parat hielte!
Ein kleines, unglaublich verzückendes Juwel inmitten der schönsten aller Hinterhofoasen Berlins gelegen, ist wahrhaft das Oxymoron. Einst marokkanische Raffinesse versprühend, erlebt man auch heute noch unmittelbaren Charme und Nostalgieflair längst vergangener Tage.
Das 20 iger Jahr Ambiente, gepaart mit schnörkellos bodenständiger Küche, die fein, regional, aber total unprätentiös daherkommt, macht das Oxymoron zu einem einzigartigen Ort des Genießens und Erlebens. Unbedingt zu empfehlen: das Mittagsmenü, bestehend aus zwei Menü-Varianten à drei Gänge.
Restaurant Oxymoron
Rosenthaler Str. 40
10178 Berlin
Website: www.oxymoron-berlin.de
Blogbeitrag:#das Oxymoronn in Berlin
Eine Two-in-One-Variante, bestehend aus Café und Blumenladen lädt mich im Nikolaiviertel zum Verweilen ein. Guter Kaffee steht hier ebenso auf dem Plan, wie der Verkauf wunderschöner Schnittblumen und Gesteckarrangements. Mittendrin, umgeben von Rosen, Tulpen und Nelken, genieße ich meinen Cappuccino und inhaliere dabei fast schon den betörenden Duft frisch geschnittener Blumen.
#Berlin Teil 2: Ruheoase Hackesche Höfe
#Berlins künstlerisches Brennpunktviertel
Kultur Highlights
#Auf dem roten Teppich der Klassik Oscars
#Abend´s, wenn die Lichter glüh´n