MYTHENUMWOBENE WANDERUNG ENTLANG DES FLUSSES ENIPEAS
29. SEPTEMBER 2020
UNAUFGEFORDERTE WERBUNG
©Nicole Hacke / kristallklares Wasser des Enipeas
Am Fuße des Olymp schlängelt sich der Bach des Enipeas durch eine gewaltige Schlucht unaufhaltsam talabwärts, bis er kurz vor dem Meer im Hafen von Gitsa mündet.
Der nach dem griechischen Flussgott Enipeus benannte Bergstrom sollte nie das Meer erreichen, so besagt es zumindest die Geschichte in der griechischen Mythologie.
So traurig dies im ersten Moment auch klingen mag, der Zauber um diesen magischen Ort ist bis heute ungebrochen, denn eine Wanderung entlang des kristallklaren Gewässers lässt einen nicht nur die Füße gerne in das eiskalte Nass des erfrischenden Gebirgswassers eintauchen, nein, auch im metaphorischen Sinn möchte man sogleich in der verwunschenen Welt des undurchsichtigen Dickichts dieser scheinbar immergrünen, opulenten Naturlandschaft versinken.
©Nicole Hacke / unberührte Natur entlang des Gebirgsbaches
©Nicole Hacke / gut ausgeschilderte Wanderwege
©Nicole Hacke / der Herbst hält in Griechenland Einzug
©Nicole Hacke / die Temperatur des Epineas ist zum gefrieren
kalt
©Nicole Hacke / beim Beobachten der Naturkulisse
©Nicole Hacke / Phos, zu deutsch: Licht! Einfach magisch
Vom Gebirgsdorf Litochoro ausgehend, das Ausgangspunkt für eine Vielzahl von Wandertouren unterhalb des Olymp sowie auf den höchsten Berg Griechenlands ist, startet dieser knapp 30- minütige Spaziergang vom oberen Dorfkern hinunter zum gurgelnd rauschenden Enipeas.
Gleich unterhalb der rustikalen Ortschaft, die aus typisch traditionellen Steinhäusern besteht, gelangt man nach nur knapp fünf Gehminuten an die alte Mühle, neben der sich unzählige niedliche Cafés in unmittelbarer Nähe des Flusses angesiedelt haben.
Der griechischen Manier erlegen, mache ich es mir an einem sonnigen Plätzchen mit direktem Blick auf die kühle, eisgraue Schönheit bequem und genieße meinen Espressaki, so wie die italienische Kaffeespezialität hier liebevoll tituliert wird.
©Nicole Hacke / traumhafte Naturkulisse unterhalb des Olymps
©Nicole Hacke / eine geschützte, wild blühende
Vegetationen...
©Nicole Hacke / ...überrascht mit einzigartiger
Blumenvielfalt
©Nicole Hacke / die Farbe des Epineas: eisgrau oder
smaragdgrün
©Nicole Hacke / ein Fröschlein stand im Walde ganz still und
stumm
©Nicole Hacke / Brücken faszinieren mich
©Nicole Hacke / hier sind sie, die smaragdgrünen Tiefen des
Epineas
Nachdem der tiefschwarze Kaffee-Shot meine müden Geister erweckt und mir genügend Energie für zehn Pferdestärken gegeben hat, marschiere ich enerviert und recht energisch auf einem schmalen, gut ausgeschilderten Pfad immer entlang des Bachlaufs.
Eine kühlende Brise umweht meinen stark erhitzten Körper. Es sind mittlerweile 35 Grad an einem sonnenverwöhnten Tag Mitte September.
Durch eine unberührte Vegetation, die sich aus überwiegend verschiedenartigen Laubbäumen zusammensetzt, läuft es sich immer wieder im kühlenden Schatten unter dicht wuchernden Sträuchern und wild durcheinander wachsenden Baumgruppierungen. Nur an wenigen exponierten Stellen erblickt man das imposante „V“, welches linker und rechter Hand flankiert von zwei mächtigen Bergvorsprüngen, den Eingang zur Schlucht des Olymp bildet.
Am besten bewundert man diesen einzigartigen Blick auf das allseits bekannte „V“ von oberen Zentrum in Litochoro. Ganz besonders erhebend ist die Aussicht auf diese unverwechselbare Berkulisse allerdings, wenn man mit dem PKW in das Dorfidyll hineinfährt.
©Nicole Hacke
©Nicole Hacke / fast ist die knapp 30-minütige Wanderung
geschafft.
©Nicole Hacke
©Nicole Hacke / der Herbstbeginn in Griechenland ist
traumhaft
©Nicole Hacke
An einer Brücke, die auf die andere Seite zum Eingang der Schlucht führt, mache ich nach ca. 20 Minuten eine Pause und staune über die satte Farbenpracht der in allen nur erdenklichen Grüntönen schattierten Naturwelt.
Unter mir erblicke ich zudem ein Bachbecken, das smaragdgrüne Tiefen offenbart. Von Mintgrün über Froschgrün, Waldgrün, Senfgrün und eben Smaragdgrün wird fast jeder Wunschton aus der Palette dieser beruhigenden und entspannenden Farbe bedient. Was will ich mehr, denke ich im Stillen und tauche meinen Blick noch einmal in das glitzernde Grün des glasklaren Bachbeckens, das so durchsichtig ist, dass man wie durch die magische Glaskugel sein Schicksal auf dem Grund des erfrischend belebenden Gewässers ablesen mag.
Nach einem leichten Anstieg, erhebt sich der gut markierte Wanderpfad nun einige Meter über dem plätschernden Gletscherwasser und die Sicht auf die umliegende, schroffe Gebirgskulisse zu beiden Seiten des Bachlaufs wird plötzlich freigelegt.
Liebliche und verwunschene Waldabschnitte wechseln nun mit wildromantischen, ungezähmten Felsformationen, die immer enger und steiler verlaufend die gewaltige Schönheit der nicht weit gelegenen Schlucht erahnen lassen.
©Nicole Hacke / am Ziel angekommen
©Nicole Hacke
Über Stock und Stein geht es weiter, immer tiefer in das sprudelnde, erquickende Abenteuer des Enipeas. Würden die alten weisen Götter des Olymps mir ihre Geschichte erzählen wollen, so müsste ich nur sehr aufmerksam dem Flüstern des säuselnden Wassers lauschen.
Während ich meinen Blick fasziniert von links nach rechts in die facettenreiche Vegetation schweifen lasse, segeln nicht nur die ersten herbstlichen Boten in Form von rostbraunen Blättern zu Boden, auch neues Leben schießt in magentafarbener Blütenpracht aus der Erde.
Der Zyklus des Lebens ist ein ewiges Faszinosum und ich in dieser Welt nur ein kleiner Teil des großen wundersamen Ganzen.
An meinem Endpunkt, inmitten des Bachs gelegen, raste ich eine Weile auf einem großen Findling, nachdem ich mich balancierend über das Flussbett von Stein zu Stein gehangelt habe. In der spiegelreinen Wasseroberfläche entdecke ich mein Antlitz und die satten Farben der Bäume, Sträucher und Felswände, von denen ich eingeschlossen werde.
Ganz sicher wussten die göttlichen Herrscher, welch paradiesisches Kleinod sie bewohnten. Und ich wandele just inmitten dieses Paradieses, das wohl im Himmel auch nicht schöner sein kann als an genau diesem mystischen Fleckchen Natur.
©Nicole Hacke / bei der alten Mühle
Einfache Wanderung vom Ortskern in Litochoro in das Tal des Enipeas
Start: am Parkplatz unweit der Kirche von Litochoro - oberer Ortskern
Streckenlänge: 2 km
Aufstieg: keine Höhenmeter
Tourenart: Panoramawanderung
Lage: Flusswanderung entlang des Bachlaufs
Dauer: 1 Stunde retour
Schwierigkeitsgrad: leicht, wenig Kondition erforderlich
Ausrüstung: Funktionsbekleidung, Wanderschuhe, Wechselkleidung
Vom oberen Ortskern in Litochoro startet der gut ausgeschilderten Wanderweg vom Parkplatz unweit der orthodoxen Hauptkirche. Vorbei an der alten Mühle und den kleinen gastronomischen Einrichtungen, die zum Verweilen einladen, schlängelt sich der kleine Waldpfad immer eben ab entlang des Enipeas.
Nach ca. 20 Minuten erreicht man durch lauschige, teils exponierte Waldabschnitte eine grüne Brücke, von der aus man einen verträumten Blick auf das Bachbecken und die üppige Waldvegetation hat.
Weiter geht es für max. 10 Minuten nach einem kleinen, kaum nennenswerten Anstieg tiefer in das Tal des Gebirgsbaches. Schroffe Felsformationen werden sichtbar, die Vegetation wird deutlich alpiner. Am Ziel angekommen erreicht man das größere Bachbacken, das zu einer panoramareichen Rast einlädt. Herrliche Ausblicke auf die sich öffnende Schlucht des Olymps werden freigelegt. Die Spiegelungen auf der Wasseroberfläche des Enipeas sind einmalig schön.
©Nicole Hacke / das berühmte "V", die Öffnung zur Schlucht des
Olymps
Anreise:
Mit dem Pkw von Thessaloniki oder Alexandria in ca. 1-2 Stunden nach Litochoro. Von dort startet man direkt in den Nationalpark des Olymps. Alternativ kann man sich für ca. 50 - 60 Euro ein Taxi ab Thessaloniki zum Ausgangspunkt in Litochoro nehmen.
Übernachtung:
Wer einen reinen Wanderurlaub in der Nähe des Olymps plant, sollte direkt in Litochoro Unterkunftsmöglichkeiten suchen, da es unzählige Wanderoptionen gibt, sich das Areal unterhalb des Olymps und am Berg selbst zu erschließen. Die einzelnen Etappen sind lohnend und nehmen einige Tage in Anspruch.
Wer eine direkte Gipfelbesteigung plant, sollte auf jeden Fall mehrere Tage dafür einplanen, da die erste Etappe durch die Schlucht bereits fünf Stunden beansprucht, die zweite Etappe auf 2000 m weitere 3,5 Stunden und eine Übernachtung vor der tatsächlichen Gipfelbesteigung somit zwingend erforderlich wird, es sei denn, man ist in der Lage ca. 22 Stunden an einem Tag auf den Gipfel und zurück zu meistern, inklusive der Höhenüberwindung.
Websites zu den Unterkunftsmöglichkeiten:
Einkehrmöglichkeiten:
Sehr zu empfehlen sind die Cafés unweit der alten Mühle. Bei einem Cafédaki oder Espressaki lässt man sich in der ersten Reihe am Flussufer nieder, nimmt ein kleines Sonnenbad oder taucht anschließend seine qualmenden Füße in das eiskalte Wasser des Enipeas - das kommt quasi einer Revitalisierungskur der Extraklasse gleich und bleibt zudem völlig kostenfrei.