VOM OBERSEE STAUBECKEN AUF DIE DREIBORNER HOCHFLÄCHE ZUR URFTALSPERRE
14. JULI 2020
UNAUFGEFORDERTE WERBUNG
©Nicole Hacke / Blick auf die Urftalschleife
Niemals hätte ich gedacht, dass die Eifel mit so wildromantischen Wanderwegen auf höhenreichen Naturpfaden aufwarten kann. Doch bei meiner heutigen Trekking-Tour, die mich vom Kurort Einruhr ausgehend entlang des Obersee-Staubeckens auf die Dreiborner Hochfläche über die Dorfwüstung Wollseiden hinab in die Talsohle der Urftalsperre führt, werde ich, weiß Gott, eines Besseren belehrt.
Vom Ortseingang in Einruhr geht es linker Hand direkt durch den Kurpark entlang des Obersee-Staubeckens, immer dem Wildkatzensymbol folgend. Diese Kennzeichnung markiert alle Wildnispfade, die in
der Eifel Naturerlebnis und abwechslungsreiche Wanderrouten auf teils breiten Forstwegen und überwiegend malerischen Landschaftstrichen versprechen, die mal eben ab verlaufen und dann wieder auf
steilen, reizvollen Höhenpfaden zu bewerkstelligen sind.
Vorbei am Hotel Seemöve geht es ein kurzes Stück entlang der Uferpromenade, bis die asphaltierte Straße mich geradewegs in das Dorfinnere von Einruhr führt. Romantische Fachwerkhäuser und
liebevoll gepflegte Vorgärten prägen das Bild des sehr zurückgenommenen Kurortes.
Still ist es hier, keine Menschenseele weit und breit zu sehen. Ich merke, wie ich durchatmen kann. Alle Anspannung fällt von mir ab. So ein Idyll, direkt im Naturpark Nordeifel, hatte ich mir seit einigen Wochen schon herbeigesehnt.
©Nicole Hacke / Fachwerkzauber im Kurort Einruhr
©Nicole Hacke / Ausgangspunkt der Wanderetappe
©Nicole Hacke / wilder Klatschmohn
©Nicole Hacke /wild wuchernde Natur am Wegesrand
Und die absolute Krönung des noch sehr jungen Tages bildet das Heilhaus mit seiner mineralischen Heilquelle, an der ich direkt meine Wasserblase auffülle, nachdem ich mich von dem feinperligen, leicht kohlensäurehaltigen Wasser selbst überzeugen konnte.
Gestärkt mache ich mich auf und verlasse nach nur weniger als 10 Gehminuten die Ausläufer des Dorfes und folge der asphaltierten Fahrstraße immer entlang des Staubeckens. Hinter mir erblicke ich nur noch die markante Silhouette des nunmehr weit abgeschlagenen Dorfes Einruhr, das malerisch eingebettet in die üppige Landschaft des scheinbar immergrünen Naturparks, wie in einen Dornröschenschlaf vor sich hin schlummert.
Panoramareiche Ausblicke auf Wasser und Uferpromenaden werden sichtbar. Dicht und wuchernd offenbart mir die Natur ihre schönste Seite. Obgleich ich mir die Füße auf dem harten Asphalt platt zu
laufen scheine, überwiegt dennoch die Faszination der überladend unbändigen Fauna, die mich ein wenig an die Landschaftsmalereien des 18. Jahrhunderts erinnert.
Nach nur knapp 3 km gabelt sich auf einmal der Weg. Rechter Hand steige ich nun stetig bergauf, an einer aussichtsreichen Lichtung vorbei und gelange nach nur wenigen Gehminuten in ein, von
hochgewachsenen Tannen, bewaldetes Stück. Auf weichem Untergrund läuft es sich wie auf Wattewolken, obgleich die steil ansteigende, wenn auch breite Forststraße, einem den Schweiß auf die Stirn
treibt.
Doch der erste kleine Anstieg wird belohnt mit einer wundervollen Aussicht auf den Obersee. Weit erstreckt dieser sich in der Talsohle der Eifel, umrandet nur von der lieblichen Hügellandschaft,
die so weit reicht wie der Horizont.
©Nicole Hacke / Blick auf das Oberseebecken
©Nicole Hacke
©Nicole Hacke / Blütezeit
Schweißtreibend geht es immerfort bergauf. 547 m wollen erst noch überwunden werden. Durch dicht bewachsenen Mischwald, der von der Pracht der ausladenden Laubbäume dominiert wird, kühlt die Luft sich plötzlich ab. Kühle Brisen zerzausen meine langen Haare. Die Erleichterung steht mir ins Gesicht geschrieben.
Mit der erfrischenden Kühle an meiner Seite läuft es sich eindeutig leichter. Motiviert meistere ich nach weiteren 5 km die erste Anhöhe.
Jetzt dauert es nicht mehr lange, bis ich aus dem Waldsaum heraustrete und mich auf einem Höhenplateau wiederfinde, bei dem sich mir eine grundsätzlich andere Vegetation eröffnet. Kaum das ich
den Wald verlassen habe, finde ich mich plötzlich und zu meinem Erstaunen in einer fast unwirklichen Landschaft wieder, die mich schemenhaft an die Lüneburger Heide erinnert.
Birken, Sträucher und krautartige Gewächse, die tatsächlich ein bisschen wie Heide anmuten, säumen für eine gefühlte halbe Ewigkeit meinen Weg. Das Plateau erstreckt sich über mindestens 3 km und
wird am Wegesrand geziert von üppigen Ginsterbüschen.
So viel Ginster auf einem Fleck habe ich selten in anderen Naturparks so opulent gedeihen erlebt. Kein Wunder, denn der Ginster gilt als das Eifelgold schlechthin. Überall in der Natur der
Nordeifel blüht er zu dieser Jahreszeit geradezu wunderprächtig in einem warmgoldenen gelb.
Entzückt von dem absoluten Augenschmeichler, ziehe ich beschwingt und frohgesinnt weiter, immer wieder erstaunt über die maßlos schöne Pracht des Naturparks der Eifel.
©Nicole Hacke / auf der Dreibornerhochfläche
©Nicole Hacke /das Eifelgold
©Nicole Hacke / Dreibornerhochfläche
©Nicole Hacke /Ginsterbüsche soweit das Auge reicht
Nachdem mein Blick über die Dreiborner Hochfläche hin und her schweift, über die weite Fläche des Kermeter Hochwaldes wandert und schlussendlich an der ehemaligen Ordensburg Vogelsang hängen bleibt, erspähe ich, wie flüchtig, aus den Augenwinkeln ein einsames, scheinbar verwaistes Schaf, das sich wohl in der weiträumigen Landschaft verirrt haben muss.
Hektisch kreuzt es meinen Weg, lässt mich aber vor lauter Angst einfach links liegen und rennt beinahe kopflos talabwärts - wohin auch immer.
Vor mir zeichnet sich nun in der Ferne die Silhouette eines alten Kirchturms ab. Das muss wohl die Siedlung Wollseifen sein. Zwischen hohen Laubbäumen gelegen, vermute ich ein idyllisches und friedliches Kleinod, das sich schützend hinter seiner natürlichen Umzäunung versteckt.
Doch leider trügt der Schein. Beim Näherkommen begreife ich schnell, was es mit diesem geisterhaften Ort auf sich hat. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Existenz der 120 Seelengemeinde von
Wollseifen mit einem Schlag ausradiert, die Dorfbewohner radikal aus ihren Häusern und ihrer Heimat vertrieben. Geblieben sind lediglich hässliche Schutzbunker, die dazumal für militärische
Zwecke errichtet und genutzt wurden.
Ein mulmiges und beklemmendes Gefühl beschleicht mich, als ich stumm und geplättet vor Sprachlosigkeit durch die hässliche Siedlung marschiere, die zu großen Teilen nur noch von den verminten
Häuserskeletten gesäumt wird.
©Nicole Hacke / Blck auf die Kirche der Dorfwüstung Wollseifen
©Nicole Hacke / verängstigtes Schaf auf der Flucht
©Nicole Hacke / Häuserskelette der Dorfwüstung Wollseifen
©Nicole Hacke / historisches Überbleibsel, die Kirche steht noch im Dorf
Einzig die alte Dorfkirche und die Dorfschule zeugen immer noch von besseren Tagen. Als Museum umfunktioniert, kann man sich im ehemaligen Schulgebäude über das dörfische Leben und die Vertreibung der Einwohner informieren.
Auf einer Raststätte im Schatten der Kirche verweile ich eine Zeit lang und sinniere über das einst glückliche Leben der Menschen des Dorfes. Schön muss es an diesem Fleckchen Erde gewesen sein.
Nur ist von dieser Schönheit leider kaum noch etwas zu sehen.
Schnell packe ich meine sieben Sachen zusammen und mache mich zielgerichtet zur Urftalsperre, meiner nächsten Etappe auf.
Steil geht es jetzt bergab. Die Phase der schweißtreibenden Anstiege scheint endgültig vorbei. Ich verlasse für heute das Höhenplateau und tauche ab in ein Meer aus undurchdringlichen
Blätterwogen. In den Wipfeln der Baumkronen rauscht sanft der Wind.
Auf halber Strecke meines Etappenzieles entdecke ich durch lichtere Baumreihen einen Felsvorsprung, der auf einem schmalen Pfad zu erreichen ist, auf dem balancierend ich haarscharf am Abgrund entlang, den metertief abfallenden Gebirgsbrocken besteige.
Von dort habe ich ein atemberaubendes Panorama auf die Urftalschleife, die sich formschön durch die urwaldähnliche Landschaft schlängelt. Mir stockt fast der Atem, als ich feststelle, dass ich
regelrecht über dem tiefen Schlund des Tales schwebe. Doch für ein Foto überwinde ich meine leichte Höhenangst.
©Nicole Hacke / Waldidylle entlang des Wanderweges
©Nicole Hacke / herrliche Aussichtspunkte auf die Urftalschleife
©Nicole Hacke / die Urftalschleife
Mit lautem Herzklopfen setzte ich vorsichtig einen Schritt nach dem anderen zurück und meine Wanderung wieder fort. Mit schwungvollen Schritten gelange ich immer weiter talabwärts, bis sich schließlich, nach gerade mal 30 Minuten, die gigantische Urftalsperre vor mir auftut.
Als älteste Talsperre der Eifel wurde die Staumauer zwischen 1900 - 1905 als bautechnisch modernster Wasserspeicher in Europa geplant. Die Urftalsperre ist 12 km lang und hat ein Fassungsvermögen
von 45,5 Mio Kubikmetern. Sie dient neben dem Hochwasserschutz insbesondere auch der Trinkwasserversorgung der Region.
©Nicole Hacke / außergewöhnlicher Blick auf die Urftalsperre
©Nicole Hacke / die Urftalsperre
©Nicole Hacke / gewaltige Staumauer, die zwischen 1900 - 1905 erbaut wurde
©Nicole Hacke / ein bisschen karibisches Flair an der Staumauer
©Nicole Hacke / blau und grün, die Farben des Sommers
©Nicole Hacke / Aussicht von der Urftalsperre
Noch während ich oberhalb der Staumauer die herrliche Aussicht auf den Urftsee und den Obersee genieße, zieht ein Ausflugsboot seine Runden durch das klare, pfordähnliche Gewässer.
Mein knapp bemessenes Zeitfenster treibt mich langsam aber sicher zur Rückkehr an.
Die beeindruckend imposante Staumauer überquerend, laufe ich noch ca. 5 km entlang des Ufers Richtung Rurberg, um von dort über die Rurtalsperre zurück auf die andere Seite zu gelangen.
Von dort aus ist es jetzt nicht mehr weit bis zu meinem Ausgangspunkt in Einruhr. Doch gerade diese letzten Kilometer haben es landschaftlich unglaublich in sich. Verwunschene, beinahe schon
märchenhafte Waldabschnitte, verwurzelte Pfade durch abergrünes Dickicht, machen die Tageswanderung zu einem echten Vergnügen.
©Nicole Hacke / zauberhafte Waldwege
©Nicole Hacke / zauberhafte Waldwege
©Nicole Hacke / und immer wieder ausgesetzte Panoramen auf die Urftalschleife
©Nicole Hacke
Kurz vor Einruhr erlebe ich noch mal einen besonders pittoresken Ausblick auf das Dorf mit seiner Kirche.
An saftigen Wiesen und Kuhweiden komme ich nunmehr meinem Ziel immer näher. Knapp 20 km Wanderspaß mit An- und Abstiegen, höhenreichen Etappen, einzigartigen Panoramen und einer vielfältigen Vegetation in einer mehr als facettenreichen Naturlandschaft haben mir heute tatsächlich den Tag versüßt, obgleich meine Waden doch ein wenig schmerzen.
Doch für einzigartige Erlebnisse dieser Art nehme ich das leichte Zwacken immer gerne in Kauf.
©Nicole Hacke / auf dem Rückweg Richtung Einruhr
©Nicole Hacke
©Nicole Hacke
Rundwanderweg ab Einruhr über die Dreibornerhochfläche zur Urftalsperre
Start: am Ortseingang von Einruhr
Streckenlänge: 16 km
Höhe: 547 Höhenmeter
Tourenart: Rundwanderweg
Lage: Höhen- und Talweg
Dauer: 4- 6 Stunden, je nach Kondition
Schwierigkeitsgrad: mittel - Kondition erforderlich!
Ausrüstung: Funktionsbekleidung, Wanderschuhe, Rucksack, Proviant und ggf. Teleskopstöcke
Vom Ortseingang Einruhr führt der Rundwanderweg zuerst entlang des Kurparks in Richtung Zentrum. Danach gabelt sich der Weg. Rechter Hand geht es nun ein kurzes Stück auf asphaltierter Straße entlang des Oberseestaubeckens. Der Weg Nr. 27, der zur Wüstung Wollseifen führt, wird nach ca. 3 km Wegstrecke erreicht. Nun geht es immer steil bergauf durch lauschige Laubwälder, bis die Dreibornerhochfläche erreicht wird. Oben angekommen offenbaren sich herrliche Aussichten auf das Rurtal und die üppige Ginstervegetation, die auch als Eifelgold bekannt ist.
Nachdem die Dorfwüstung Wollseifen erreicht wird, geht es nunmehr stetig bergab zur Urfstaumauer (3 km), wobei immer wieder herrliche Ausblicke auf den Obersee und die Urftstaumauer locken.
Ab der Urftstaumauer führt der Rundweg auf der gegenüberliegenden Seite entlang des Oberseebeckens bis zur Rurtalsperre. Diese überquerend, folgt der Weg immer weiter geradeaus zurück zum Ausgangspunkt in Einruhr.
Weitere detailierte Wandervorschläge für die Eifel findet Ihr in meinen Beiträgen:
#der Neuer-Burg-Weg - von Burgen, wilden Rittern und okkulter Hexenzauberei
#die spektakulärste Wanderung in der Südeifel - die Teufelsschlucht
#der wildabenteuerlichste Panoramaweg in der Südeifel - die Nat´Our Route 4 (Teilstrecke)
#Top Tipp Fachwerkzauber und Panoramawege in Monschau
Weitere Informationen können über den Eifel-Tourismus abgerufen werden:
©Nicole Hacke / die Heilsteinquelle in Einruhr
Streifzug durch Einruhr
Top Tipp: die Heilsteinquelle
Einkehrtipps
Die schönsten Fotolocations auf der Wanderung
Stephie (Mittwoch, 21 Februar 2024 07:56)
Hi liebe Nicole,
dein Bericht sieht klasse aus! Mein Freund und ich möchten im April die ersten beiden Eifelsteig-Etappen gehen und überlegen, daran anknüpfend eine Runde durch den Nationalpark einzulegen. "Deine" Route war nicht ausgeschildert, oder? Weißt du, wo ich ich Infos/GPS-Daten zum Wegverlauf finde? Ansonsten muss ich mal auf Komoot stöbern ;)
Danke & liebe Grüße!
Stephie