21. AUGUST 2020
UNAUFGEFORDERTE WERBUNG
©Nicole Hacke / 20 Minuten vom Gipfel entfernt
Als Naherholungsgebiet für abgespannte und bewegungsdurstige Wiener gilt Reichenau an der Rax als die Sommerfrische schlechthin. Nur eine Autostunde und ca. zwei Zugstunden vom Wiener Stadtzentrum entfernt, kann man in den niederösterreichischen Alpen wandern, auf Gipfel steigen und sogar bei einer 20-minütigen Fahrt mit dem Salamander die höchste Erhebung des Schneebergs unsicher machen.
Jeglicher Bewegungs- und Freiheitsdrang wird sofort und unverzüglich gestillt, sobald man in Reichenau an der Rax Station gemacht hat, denn der Wanderlust sind dort wahrlich keine Grenzen gesetzt.
Vom Bahnhof durch den Kurpark, der an längst vergangene Zeiten erinnert, dauert es noch gute 45 Gehminuten bis zum Fuße des Raxgebirges, dort, wo heute unsere Gipfeltour mit Freunden startet.
©Nicole Hacke / Villenprunk in Reichenbach an der Rax
©Nicole Hacke / in Reichenbach
Durch grüne Wiesen und parkähnliche Anlagen führt unsere erste Etappe vorbei an noblen Villenvierteln, die augenscheinlich wohl um die Jahrhundertwende in kaiserlicher Manier entstanden sind.
Stolz und wie auf Hochglanz poliert präsentieren sich zierfeine Vorgärten in blütensatter Pracht und strahlen mit den benachbarten Gärten nur so um die Wette.
Das gepflegte Erscheinungsbild des Ortes kommt einer Untertreibung gleich, denn so viel alpine Noblesse, die nostalgischen Prunk mutmaßen lässt, habe ich bisher noch in keiner Alpenregion erlebt.
©Nicole Hacke
©Nicole Hacke
Staunend setze ich meinem Weg fort, zücke immer mal wieder meine Kamera, um die Schönheit dieser Ortschaft für die Ewigkeit einzufangen.
Nach schweißtreibenden 45 Minuten treffen wir dann endlich auf unsere Freunde, die uns mit Kind und Kegel bereits hoch motiviert am Fuß der Rax erwarten.
Nun geht es stetig bergauf. Auf einer breiten, asphaltierten Forststraße laufen wir gerade mal 10 Minuten an beweideten Kuhwiesen entlang und genießen die faszinierenden Panoramablicke auf das umliegende Gebirge.
Schweißperlen kullern mir von der Stirn. Es sind 32 Grad und die Sonne brennt wie ein mittleres Höllenfeuer.
©Nicole Hacke / Beginn der Gipfeltour
©Nicole Hacke / wenige Meter zum Thörle
©Nicole Hacke / steile Anstiege, schmale, alpine Pfade auf dem Weg zum
Gipfel
Doch zum Glück mündet die Fahrstraße alsbald in einem schattigen Waldabschnitt, der etwas kühlende Linderung verspricht. Auf weichem Untergrund steigen wir nun immer weiter moderat bergauf und gelangen nach weiteren 30 Minuten an eine Lichtung und kurz darauf an eine Wasserquelle, die sich aus dem Fels plätschernd, laut gurgelnd ihren Weg ins Tal bahnt.
Dort füllen wir noch mal unsere Wasserflaschen auf, pausieren eine Weile und klären die Lastenverteilung für Proviant und Kinder.
Zwei Kraxen werden mit einer Zwei- und einem Vierjährigen befüllt. Auweia! Wenn das mal gut geht, denke ich im Stillen.
©Nicole Hacke
©Nicole Hacke / das Thörle
©Nicole Hacke
Entgegen meiner Annahme, ich könne frei und ungezwungen und ohne Fremdgewicht weitermarschieren, zieht der Kelch der Lastenverteilung leider nicht an mir vorüber. War ich zuvor gänzlich ohne Rucksack unterwegs, so trage ich nun einen 5 Kilo schweren „Brummer“ auf meinem Rücken und merke, wie Bauch- und Beinmuskulatur unter dem ächzenden Gewicht anfangen zu brennen.
Jetzt bin ich mir kaum noch sicher, dass ich die Gipfelbesteigung meistern werde. Wut und Ärger steigen langsam in mir hoch und spornen mich unbewusst zu noch mehr Höchstleistung an. Die negative Energie muss raus und entlädt sich ganz klar in meinem unersättlichen Bewegungsdrang. Es wäre doch auch gelacht, wenn zwei Kinder getragen, den Gipfel erreichen und ich mit schlappen 5 Kilo auf der Strecke schlappmache.
Doch die Tour wird zur Kraftprobe, denn mittlerweile ist die Steigung erheblich, der Weg schmal, uneben und von Baumwurzeln übersäht.
Der alpine Pfad, auf dem wir vier Schritt für Schritt voranschreiten, erfordert ausdauernde Kondition und gesteigerte Konzentration. Dabei schiebt sich uns zunehmend mehr Geröll in den Weg und erschwert den Anstieg bei voranschreitenden Erschöpfungserscheinungen.
©Nicole Hacke
Steinige Treppenstufen und hohe Tritte machen die Wanderung wirklich nicht zu einem Spaziergang. Und auch die Motivation lässt langsam, aber sicher nach, obgleich das Gipfelziel den geistigen Ansporn weiterhin stimuliert.
Zwei Stunden später, schweißgebadet und schon völlig aufgelöst, sichte ich hinter der letzten Biegung das „Törle", von dem mir meine Freundin so schwärmerisch erzählt hatte.
Nun ist alle Anstrengung wie verflogen. Fast renne ich auf die Öffnung im Fels zu. Magisch, einzigartig wie im Paradies, sinniere ich und mobilisiere meine letzten Kräfte, um zur Felsöffnung zu gelangen. Ich bin wie ausgewechselt, nahezu euphorisch.
Oben angekommen, schnaufend und nach Luft japsend, aber irgendwie beseelt, schaue ich durch das große Loch in der massiven Felswand. Was ich dann erblicke, lässt sich wohl nur mit einem Wort beschreiben: Gipfelglück!
©Nicole Hacke / alpine Blumenpracht auf der Rax
Das breite Grinsen ist mir wie ins Gesicht gemeißelt. Ich bin am Ziel oben auf dem Gipfel angekommen und habe es heute auf 1600 m geschafft.
Mein Mann und meine Freunde strahlen ebenfalls. Die Kinder können sich zudem endlich wieder frei bewegen, denn das Hochplateau, auf dem wir uns befinden, ist großflächig und unbedenklich für tobende kleine Geister.
©Nicole Hacke / traumhafte Panoramen ins Tal und auf die umliegenden
Bergmassive
©Nicole Hacke / alpiner Blumengarten
©Nicole Hacke
©Nicole Hacke / auf dem Höhenplateau wandert es sich
entspannt
Durch sattes Grün spazieren wir nunmehr ungezwungen auf ein Meer aus Alpenblumen zu. Prächtige Lilafarbene Lupine säumen den Weg und erstrecken sich über eine Fläche, die scheinbar bis zum Horizont zu reichen scheint.
Ich tauche für ein Foto einmal kurz in die Opulenz dieser unverwechselbaren Vegetation ein, bevor wir uns am Gipfelhaus mit Trank und Speis stärken.
©Nicole Hacke
©Nicole Hacke
©Nicole Hacke / zurück ins Tal
Mit der letzten Seilbahn geht es zufrieden zurück ins Tal. In weniger als 10 Minuten ist der Zauber des Tages vorbei. Das Tal hat uns wieder. Aber das erlebte Gipfelglück bleibt eine unvergessliche Erinnerung an ein besonderes Wandererlebnis mit ebenso besonderen Menschen.
Gipfelbesteigung ab Reichenau auf die Rax
Start: am Ortsausgang von Reichenau unterhalb des Rax Gebirges
Streckenlänge: 12,05 km
Aufstieg: 879 Höhenmeter
Tourenart: Gipfelbesteigung
Lage: alpiner Höhenweg
Dauer: 4:30 h, je nach Kondition
Schwierigkeitsgrad: schwer - Kondition erforderlich!
Ausrüstung: Funktionsbekleidung, Wanderschuhe, Rucksack, Proviant und ggf. Teleskopstöcke
Am Ortsausgang von Reichenau geht der Weg mit moderatem Anstieg durch einen lauschigen Waldabschnitt bis zu einer Wasserquelle. Von dort ausgehend steigt der alpine Wanderpfad steil bergauf. Über verwurzelte Abschnitte an steilen Abgründen vorbei, windet sich der relativ ungefährliche Pfad in die Felsenlandschaft des Hochgebirges hinauf. Nach einer guten Stunde hat man den bewaldeten, sehr schattigen Waldweg verlassen und tritt ein in die zerklüftete massive Bergwelt. Immer mehr Geröll auf dem unebenen Pfad macht das Wandern zu einer achtsamen, aber leichten Kletterpartie. Teils hohe Tritte und steinerne Treppenstufen sind zu überwinden. Kondition ist auf dieser Tour das A und O. Trittsicherheit eine weitere Grundvoraussetzung, um die Gipfelbesteigung ohne Komplikationen zu meistern.
Besonders pittoresk ist das "Törle", ein Durchgang in der Felswand, das einem kurz vor dem Gipfelziel noch mal einen gehörigen Motivationsschub verpasst.
Nach ca. drei Stunden Gehzeit hat man es dann auf das unglaublich panoramareiche Hochplateau der Rax geschafft und wird zudem mit einem üppig blühenden Alpengarten belohnt.
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