05. JANUAR 2020
UNAUFGEFORDERTE WERBUNG
Schon Hermann Löns widmete ihr unzählige Dichtungen. Auch in volkstümlichen Weisen wurde sie immer wieder besungen. Mal ist sie grün, mal blüht sie rosaviolett. Ihr natürliches, den Jahreszeiten angepasstes Gewand, ist so wandelbar wie kein anderes in Europa. Mit ihrer einzigartigen Kulturlandschaft beeindruckt, fasziniert und polarisiert sie zugleich und lockt damit ganz besonders in der blütenreichen Hochsaison naturbegeisterte Wanderfreunde aus aller Welt an.
Als größte Heidefläche Mitteleuropas zählt die Lüneburger Heide zu den wahrhaft ursprünglichsten Naturparks, die neben ihrer üppigen Heidevegetation, mystischen Moorlandschaften und lauschigen
Wäldern, auch noch mit dem 169 Meter hoch gelegenen Wilseder Berg, als höchste Erhebung der Norddeutschen Tiefebene, punktet.
Als ich mich heute in die frostige Kälte des klirrend kalten Wintermorgens wage und von Undeloh in der Lüneburger Heide zu einer Rundwanderung nach Wilsede aufbreche, zeichnen sich am fernen Horizont Wolkengebilde aus orange und lilafarbenen Schlieren ab. Die Sonne durchbricht mit ihrem warmen Licht das prächtige Farbenmeer und verleiht der dämmerigen Stimmung eine heimelige Atmosphäre.
Es ist ein Wintertag, wie ich ihn so noch nie zuvor erlebt habe. Kalter Wind peitscht mir um die Ohren und ins Gesicht. Über die Heide fegen kräftige, säuselnde Böen und alsbald reißen die
Wolkenschleier auseinander und zum Vorschein kommt ein eisblauer Himmel und eine strahlende Wintersonne. Dieser Tag wird wunderbar und unvergesslich. Ich kann es spüren und bereits an der
einmaligen Naturstimmung ausmachen, die sich scheinbar recht positiv auf meine Gemütsverfassung auswirkt.
Vom Parkplatz in Undeloh (in unmittelbarer Nähe des Hotels Heiderose) führt mich mein Weg direkt und geradewegs entlang der Kutschenroute, die mich in weniger als 6 Kilometer in das idyllische Heidedorf Wilsede bringt.
Aus der Ferne erspähe ich eine Pferdekutsche, die sich mir mit lautem Hufklackern langsam nähert. Kutschenromantik pur, denke ich und gebe mich dabei meiner Wanderlust voll und ganz hin.
Auch wenn eine Kutschenfahrt wohl der Inbegriff eines vollkommenen Heideerlebnisses darstellt, so bevorzuge ich es heute, meine durchgefrorenen Glieder lieber durch temporeiche, körperliche Ertüchtigung aufzuwärmen. Wandern ist mein absolutes Elixier, auch wenn man der nostalgischen, Zeit entrückten Fortbewegung mit 2 PS nichts wirklich absprechen kann.
Tipp:
Von Mitte Mai - Mitte Oktober gibt es tägliche Linienkutschfahrten, die ab 10:00 Uhr ab Undeloh das Heidedorf Wilsede frequentieren. Ebenfalls lohnend ist das Sommerspecial, bei dem neben der Kutschenfahrt ein Treffen mit einem Schäfer nebst Heidschnucken organisiert wird.
Weitere Informationen zu den unterschiedlichen Anbietern von Kutschenfahrten erhaltet Ihr unter folgendem Link:
Immer weiter laufe ich nun geradeaus, vorbei an dunkelgrünen Wacholderbüschen, die in Form und Gestalt so manch einer Kaktee ähneln. Hinreißend ist das Landschaftsbild mit seiner Heide, die zwar schon lange nicht mehr rosa blüht, dafür aber winterweiße Blüten zur Schau stellt.
Knorrige Äste, kahle Baumkronen und eine farbreduzierte Vegetation geben der Lüneburger Heide eine unvergleichbare Dynamik, die nur noch durch die vorbeiziehenden Quellwolken und das herbstwarme Sonnenlicht am strahlend blauen Himmel potenziert wird.
Schon bald erreiche ich Wilsede, eines der schönsten Heidedörfer der Region. Auf Kopfstein gepflasterter Straße komme ich dem Ortseingang immer näher. Die in Sichtweite verschlafen wirkenden,
pittoresken Reetdachhäuser versprühen einen gemütlichen Charme. Das historische Dorf, das wie ein Freilichtmuseum anmutet, zählt 40 Seelen. Hier herrscht autofreie Zone und das ist auch gut so,
denn Wilsede liegt inmitten eines bewaldeten Biotops, ruhig und zurückgenommen von der hektischen, zivilen Gesellschaft.
Tipp:
Absolut sehenswert ist das Heidemuseum „Dat ole Huus“ (zu Hochdeutsch: das alte Haus), welches das Leben und Wirken der Bauern um 1850 aufzeigt.
Ein Museumsladen und kleine kuschelige Cafés laden ebenfalls zur Einkehr ein.
Zurück bewege ich mich auf der 9 km langen Strecke durch das Radenbachtal dem Heidschnuckenweg folgend. Dieser Teilabschnitt des 232 km langen Fernwanderweges, der als einer der „Top Trails of Germany“ ausgezeichnet wurde, zählt zu einer der malerischsten, vielleicht sogar romantischsten Routen durch faszinierende Heidelandschaften.
Von Hamburg-Fischbek ausgehend verläuft diese erlebnisreiche Route durch die nördliche und südliche Heide über Buchholz, Wilsede, Soltau bis nach Celle, wo der vielfältige Wanderweg durch Flussauen, Moore, Wälder, idyllische Dörfer und schier unendliche scheinende Heideflächen endet.
Vielversprechend lässt sich diese Route an. Schmale Pfade, sandiger Boden und links und rechts nichts weiter als Heidelandschaft soweit das Auge reicht. Auf und ab wandere ich des Weges, erblicke immer wieder bezaubernde Wacholderformationen, die den Charakter der Heidelandschaft so prägnant zur Schau stellen und empfinde dieses hügelige Wandererlebnis als Wohltat für die Sinne und äußerst reizvolle und erlebnisreiche Alternative zur ersten Wegetappe nach Wilsede.
Als ich dann noch einen Schäfer aus einer Talsenke meinen Weg kreuzen sehe, bin ich vollends begeistert.
Gemächlich folgt ihm eine Herde Heidschnucken, auf die ich nur still warten muss. In großzügigem Abstand beobachte ich, wie die Herde langsam an mir vorbeizieht und im Dickicht des nahe gelegenen Waldabschnitts verschwindet. Habe ich das jetzt geträumt oder ist das alles wirklich gerade passiert.
Auch die Wildpferde, die im Radenbachtal beheimatet sind, sehe ich aus weiter Ferne in einer Talsenke grasen. Einen Moment lang sauge ich dieses andächtige Bild in mich auf. Dann muss ich mich
sputen, denn es ist bereits später Nachmittag. Die Sonne wird sich bald hinter dem Horizont vom Tag verabschieden.
Kurz vor der Abenddämmerung erlebe ich noch den schönsten Sonnenuntergang des Tages, wahrscheinlich sogar den schönsten des Winters im neuen Jahr. Was für ein erhabenes Schauspiel.
Voller Demut und Glückseligkeit, ein wenig erschöpft, aber sehr zufrieden tragen mich meine Füße noch bis zum Ortskern in Undeloh.
Tipp:
Die Lüneburger Heide besteht aus einem sehr gut erschlossenen Wandernetz, das für jedermann das adäquate Wandererlebnis in petto hat:
1. Der Jacobusweg: Im Jahr 2000 wurde der Pilgerweg aus dem Mittelalter wieder belebt. 433 km lang, beginnt er an der St. Jacobi Kirche in Hamburg und endet in
Mariensee. Es gibt zwei Wegverläufe, die ab Soltau zum einen über das Aller-Leine-Tal, zum anderen über den Naturpark Südheide nach Mariensee führen.
2. Der Heidschnuckenweg: Der Heidschnuckenweg gilt als einer der Premiumwanderwege, der 232 km lang, von Hamburg Fischbek bis nach Celle reicht und auf
erlebnisreichen 13 Etappen erwandert werden kann.
3. Eine Vielzahl an Runderwanderwegen (bis 25 km) erstrecken sich über das weitläufige Areal der Lüneburger Heide.
4. Wer es gerne etwas kürzer mag, der bedient sich der Halbtagsetappen, die maximal 10 km lang sind oder stellt sich seine individuelle Tages- bzw.
Halbtagesetappe zusammen.
Weitere Informationen unter:
Wer noch nie eine Heidschnuckenherde gesehen hat, weiß nicht, was er verpasst hat. Anders als Lämmer oder Schafe, ähneln Heidschnucken optisch vielmehr Mufflons. Man sagt ihnen sogar nach, dass Sie von der aus Sardinien und Korsika lebenden Art abstammen.
In der Lüneburger Heide ist lediglich die grau gehörnte Heidschnucke beheimatet, von der es noch weitere fünf Unterarten gibt. Als beliebte Landschaftspfleger befinden sich die Heidschnucken fast
das ganze Jahr auf Wanderschaft. Mit dem Schäfer ziehen sie von saftigen Heideflächen zu noch saftigeren Heideflächen und bevorzugen dabei nicht nur einseitige Ernährung. Auch Wildkräuter und
Gras gestalten ihren Ernährungsplan abwechslungsreich.
Das erklärt auch, warum das zarte, besonders fettarme Fleisch einzigartig in Textur und Geschmack ist. Wie Wildfleisch schmeckt es dennoch nicht. Vielmehr überzeugt es durch sein nussiges, mildes
und dabei äußerst aromatisches Geschmackserlebnis.
Wer sich glücklich schätzen kann, schon mal Heidschnuckenfleisch verkostet zu haben, der weiß ganz genau, dass durch die artgerechte Haltung der Tiere, höchste Bioqualität auf den Tisch kommt,
insbesondere, weil die Schnucke selbst einen exquisiten Gaumen hat und sich daher nur das Beste vom Besten aus der Heide rupft.
Sie ist eben eine „Schnökerin“, die zu Hochdeutsch gerne mal von allem ein wenig nascht, mit Lust und Appetit, so wie es sich für ein glückliches und zufriedenes Weidetier gehört.
Ganz bestimmt ist die Lüneburger Heide ein Paradies für Vierbeiner, summende sowie nicht summende Flügelschläger, Bewohner und Wanderer gleichermaßen, denn sie bietet neben unendlichen Weiten,
absoluter Stille, ursprünglicher Natur, Abwechslungsreichtum und Erholung für dauergestresste Städter und Abenteurer, unerschöpfliche Freiheit bei frischer Luft und herrlichen
Panoramaaussichten.
Nach einer ausgiebigen Wanderung oder kurzweiligen Schnuppertour durch die Region darf selbstverständlich eine Köstlichkeit nicht fehlen: die Buchweizentorte.
Als regionale Spezialität bekannt, ist die süße Sünde ein Gaumengenuss für verwöhnte Naschkatzen und darf bei einer Einkehr in ein ortsansässiges Café natürlich nicht verschmäht werden.
Die Grundzutaten einer guten Buchweizentorte, deren Basis logischerweise aus Buchweizenmehl besteht, werden durch Hinzugabe von Eiern, Rockzucker, Preiselbeerkonfitüre, süßer Sahne und Zartbitterschokolade komplementiert und veredelt. Wer sie gerne nachbacken möchte, kann sich unter folgendem Link: www.chefkoch.de die Zutatenliste dafür herunterladen.
Dennoch schmeckt die einzigartige Leckerei am besten, wenn man sie direkt vor Ort genießen kann.
Der im Vorwege genannte Heidschnuckenweg, der von Hamburg Fischbek ausgehend, die Nord- und Südheide auf 232 km durchquert, ist einer der pittoresken und landschaftlichen vielseitigsten Fernwanderwege, die der Norden Deutschlands zu bieten hat.
Auf meiner heutigen Wanderung, die nur einen kurzen Streckenabschnitt des Heidschnuckenwegs markiert, laufe ich vom Ortskern in Wesel durch ein dicht gestricktes Waldgebiet, an den kristallklaren
Pastorenteichen vorbei, geradewegs auf die offene Landschaft der Weseler Heide zu.
An den, nach Pastor Wilhelm Bode, benannten Biotopen mache ich halt und inhaliere fast die Einsamkeit und Ruhe, die dieser stille Ort ausstrahlt. Hier soll der Pastor immer seine Predigten vorbereitet haben.
Ungestört und für sich ist er dort ganz sicher gewesen.
Ich merke, dass der Tag heute deutlich wärmer ist, aber auch nicht so sonnig und strahlend schön wie gestern. Über die Heide, die sich nach dem Waldsaum vor meinen Augen offenbart, ziehen graue Nebelschleier ihre Bahnen. Die Stimmung ist düster und so winterlich grau, wie der Winter sich nur von seiner erstarrtesten Seite zeigen kann.
Fotogen geht anders. Dennoch erlebe ich Magie pur. Durch großzügige, weiträumige Heideflächen, wandere ich mal bergauf, dann wieder bergab, bleibe auf aussichtsreichen Anhöhen stehen und erlebe
das unter mir liegende, sich bis zum Horizont erstreckende Tal.
Erblühte die Heide just in diesem Moment, wäre es, wie ein einziger Farbrausch. Unvergesslich schön!
Charakteristische Hügel und Täler säumen immer wieder meinen Weg. Es ist ein auf und ab, bis sich der Weg nach gefühlten zwei Stunden erneut in einem Waldsaum verliert. Weiter geht es auf einer breiten Forststraße, die sich durch lichtdurchflutete Waldgebiete zieht und immer weiter zieht. Mein Zeitgefühl trügt mich. Es ist schon spät.
Die Umkehr wird unumgänglich, denn bereits gegen 16:00 Uhr senkt sich die Sonne nieder. Bis Undeloh schaffe ich es leider nicht mehr. Auf gleichen Pfaden zurück wandelnd, erlebe ich
Wolkenstimmungen vom Feinsten. Mit der Dämmerung orchestrieren sich Himmel, Wolkenformationen und Sonnenlicht zu einem einmaligen, bildlich sinfonischen Spektakel. Immer wieder fokussiere ich
meinen Blick auf dieses nicht enden wollende Schauspiel.
Jetzt kommt meine Kamera doch noch zum Einsatz. Ich drücke auf den Auslöser.
Viel später stehe ich wieder an den Pastorenteichen. Die rostbraunen Farben der Tannen und die undurchdringliche Wasseroberfläche schimmern jetzt graublau im Licht der tief stehenden Sonne.
Kleine Wolkentupfer, die aus dem blauen Himmel hervorstechen, spiegeln sich lebendig auf der unbeweglichen Wasseroberfläche. Alles ruht. Verwunschener Winterzauber macht sich breit.
Mein Ausflug endet. Entzückt von dieser heilen Welt, die gerade mal 30 Autominuten von Hamburg entfernt liegt, lasse ich meine einmaligen Erlebnisse noch mal im Geist Revue passieren. Von dem
wunderschönen Land, das sich Lüneburger Heide nennt, werde ich heute Nacht wohl träumen.
Anreise mit dem Auto:
Aus Richtung Frankfurt über die A2 oder die A7 - Dauer ca. 4 Stunden
Anreise mit der Bahn:
Die Lüneburger Heide ist grundsätzlich über das ICE-Streckennetz leicht zu erschließen, da sowohl die Knotenpunkte in Hamburg und Hannover, als auch die Städte Celle und Uelzen Anbindung an die Schnellstrecke haben.
Darüber hinaus frequentiert der Metronom die Bahnhöfe in der Lüneburger Heide ab Hamburg, Hannover und Göttingen.
Anreise mit dem Flugzeug nach Hannover, Hamburg oder Bremen. Von dort aus gibt es Transferverbindungen, die in ca. 1 Stunde den Zielort Lüneburger Heide erreichen.
Detailliertere Informationen könnt Ihr über die Website des Tourismusverbands der Lüneburger Heide einsehen: www.lueneburger-heide.de
Beste Reisezeit im Sommer:
Auch die Nebensaison beziehungsweise die kühleren Jahreszeiten sind nicht zu verachten, da sich dann weniger Touristen in der Heide tummeln und man ganz entspannt und in Ruhe das einmalige Naturerlebnis genießen kann.
Nicole (Freitag, 10 Januar 2020 17:41)
Danke Dir Annalena! Da freue ich mich, dass Dir mein Beitrag, aber besonders meine Fotos sehr gefallen haben. Tatsächlich kannst Du in der Lüneburger Heide sehr viel erleben. Das Wanderwegenetz ist ausgezeichnet und sowohl für Tagestouren als auch für längere Etappen hervorragend geeignet. Lass Dich doch einfach mal auf das Erlebnis Lüneburger Heide ein.
Liebe Grüße
Nicole
Annalena (Freitag, 10 Januar 2020 16:10)
Hi Nicole,
Wow, super stimmungsvolle Fotos. Da möchte ich jetzt auch unbedingt hin.
Die Lüneburger Heide hatte ich bislang nicht auf dem Schirm. Scheint aber richtig erlebenswert zu sein.
Weiter so!
Grüße
Annalena