winterwandern - die perfekte alternative zum ski-übertourismus

29. MÄRZ 2020

UNAUFGEFORDERTE WERBUNG

©Nicole Hacke / im Trettachtal auf dem Weg zum Christlesee

Winter in den Bergen hatte für mich persönlich noch nie etwas mit Skifahren zu tun. Meine ersten holprigen und sehr stümperhaften Erfahrungen mit den Brettern, die Abfahrtslaune versprachen, lehrten mich relativ schnell, besser mit beiden Füßen fest am Boden zu bleiben und das rutschige Vergnügen sausen zu lassen - alleine, ohne mich wohlgemerkt!


Ich war einfach viel zu untalentiert für solche sportlichen Manöver. Und wer weiß, wozu es gut war, denn dadurch habe ich wunderbare Alternativen entdecken können, bei denen ich mich im Winter auch und gerade in den Bergen aktiv verausgaben kann. Es müssen tatsächlich nicht die Skier sein, die einem Spaß und gute Laune bescheren. Warum auch!
Mittlerweile werden die Pisten dieser Welt vom Massentourismus frequentiert und das nicht zu knapp. Vielleicht ist es vermessen, bereits von einer Art Über-Tourismus zu sprechen. Doch wenn ich mir nur das Aufgebot an Schlange stehenden Menschen an den Kassen der Talstationen betrachte, kommt mir tatsächlich ein immer lauter werdender Verdacht, dass diese Art der sportiven Massenveranstaltung so langsam aber sicher aus dem Ruder des ökologisch Erträglichen läuft, von einem Erlebnis mit Alleinstellungsmerkmal mal ganz abgesehen.


Froh bin ich dann, wenn ich mich nicht in die überfüllten Gondeln zwängen muss und eingequetscht wie eine Sardine zwischen marsmännchenähnlichen Gestalten mit Helm und wattierten Funktionsanzügen bis zur Bergstation ausharren muss, ganz zu Schweigen von der Tatsache, dass die rüpelhaften Verhaltensweisen auf der Piste zu immer mehr Unfällen führen, was mir ganz deutlich zu verstehen gibt, dass Skifahren ein egoistischer Sport ist, der durch ein scheuklappenhaftes, draufgängerisches Fahrverhalten nur noch bestärkt wird.

 

©Nicole Hacke / im Trettachtal

©Nicole Hacke / im Rappenalptal

 

Doch welche Alternativen gibt es denn überhaupt zum Pistenspaß und Après-Ski?


Der allgemeingültige Glaube irrt immer noch umher, dass Nicht-Skifahrer im Winter in den Bergen keine Alternativoption zum Skifahren haben. Was sollten sie denn in der verschneiten Winterlandschaft auch anderes tun können? Überall in den Tälern und an den Berghängen liegt massenweise Schnee (vorausgesetzt der Wettergott spielt mit). Bei Lawinengefahr ist es sogar hochgradig fahrlässig, irgendwo in der eingeschneiten Landschaft umherzuirren, ohne Skier!


Irren ist menschlich und Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, denn die folgt auf den Fuß, wenn ich mich der kollektiven Ignoranz mal ganz heftig auf der Piste in den Weg stelle - und zwar als Wanderer.


Wandern als Alternative zum Skifahren?


Absolut! Seit mehreren Jahrzehnten, wenn nicht sogar schon solange, wie es den Wintersport gibt, werden in allen Wintersportregionen der Alpen Wanderwege in den Talsohlen oder aber auch auf unbedenklichen Höhenwegen regelmäßig geräumt. Manche tatsächlich so gut, dass man entsprechend sicher und ohne Spikes unter den Wanderschuhen trittsicher in der zauberhaften Winterlandschaft spazieren gehen kann. Ein richtiger Wanderspaß wird das Marschieren auf zwei Beinen aber erst dann, wenn die Winterwege von Ortskundigen ausgetreten sind und man einem kleinen Schneepfad inmitten der eisigen Landschaft folgen kann. Oder aber man stapft durch pulverfeinen Tiefschnee querfeldein durch die Täler und moderate Höhen. Das allerdings erfordert dann deutlich mehr Kondition und Ausdauer, da man leicht im Tiefschnee einsackt und gegen den Widerstand ankämpfend immer wieder seine muskulären Kräfte beisammen haben muss und das konstant über mehrere Stunden.

 

©Nicole Hacke  / am Christlesee im Trettachtal

©Nicole Hacke / am Christlesee im Trettachtal

 

Wer dem Tiefschnee daher nicht traut, der kann auf Schneeschuhen leicht und mit deutlich weniger Kraftaufwand über meterhohe Schneeberge laufen, ohne merklich einzusacken. Das ist anfänglich zwar etwas gewöhnungsbedürftig, doch lernt man relativ schnell, wie man die Entenflossen an den Füßen handhaben muss. Auch das man dabei etwas breitbeiniger geht, als normalerweise, ist selbstredend, da es ansonsten fix passieren kann, dass man über seine eigenen Füße stolpert.

 

Schneeschuhwandern ist darüber hinaus eine ganz besondere Alternative zum Skifahren, da man auf eingeschneiten Pfaden durch die Landschaft auch mal querfeldein laufen kann (Ortskundigkeit vorausgesetzt). Da sich diese Variante des fußläufigen Fortbewegens im Wintersport immer noch nicht so stark durchgesetzt hat und es keine ausgewiesenen (öffentlichen) Schneeschuhwanderwege gibt, tut man gut daran, sich einer, vom Ortsverband organisierten, Gruppe anzuschließen, um das Areal zu erkunden und sich mit dem Wandern auf zwei Racketts vertraut zu machen. Kennt man sich dann irgendwann gut genug im Wandergebiet aus, macht es ungemein Spaß, auch mal ganz allein die stillen Schneewelten zu erobern.


Tipp:


Auskünfte über die Schneebeschaffenheit in den Bergen erteilen die Touristenbüros in den jeweiligen Ortschaften. Bei Lawinengefahr sind dort, wo die Wege in steile Täler hinaufführen, Warnhinweise aufgestellt, sodass man genauestens darüber in Kenntnis gesetzt wird, wo man sich als Wanderer bewegen darf und wo es riskant und gefährlich wird.


Geführte Schneeschuhwanderungen werden ebenfalls über die Touristenbüros organisiert und angeboten. Es gibt zu jeder Jahreszeit Aushänge und Informationsbroschüren über die jeweiligen Veranstaltungstage und Orte.

 

©Nicole Hacke / im Trettachtal auf dem Weg zum Christlesee

 

Wandern im Winter! Welche positiven Effekte bringt es mit sich?


Ob man es nun glauben mag oder nicht. Im Winter ist der Erholungseffekt gleich doppelt so groß als zu jeder anderen Jahreszeit, denn an der frischen, kühlen Luft, die mit intensiver Sonneneinstrahlung einhergeht, erhält man nicht nur eine 1 A-Bräune, die gesund und golden auf der Haut schimmert, sondern fühlt sich insgesamt vitaler, dynamischer und Sauerstoff gedopter.


Die Kombination aus weiß-blauen Farbkontrasten, die erfrischende Eiseskälte des Schnees, die verwunschenen Märchenlandschaften im Schneegewand, das Alleinsein und die absolute Stille in der Natur, tun ihr Übriges, um den Faktor Erholung zu multiplizieren.


Wanderausrüstung und Schneebeschaffenheit in den Bergen:


Wer noch nie im Winter in den Bergen gewandert ist, weiß häufig nicht, welche Wanderausrüstung er mitnehmen soll. Mein Tipp: Funktionsunterwäsche und bequeme wetterbeständige Oberbekleidung, sowie Wanderschuhe, Teleskopstöcke, Rucksack und ein wenig Proviant für den Weg sind ein absolutes "Muss". Spikes für die Wanderschuhe können auf jeden Fall hilfreich sein, wenn man auf glattem Untergrund schwer laufen kann.
Je nach Witterungsverhältnissen kann der Schnee mal griffig, pulverig, matschig, krisselig , eisglatt, knirschend hart oder angetaut sein. Daher ist beim Wandern immer Vorsicht und Trittsicherheit geboten. Wer sich unsicher fühlt, klemmt sich besser ein Paar Spikes unter die Wanderschuhe.


Weitere Alternativen zum Wandern in Oberstdorf im Allgäu:


Wer sich nicht jeden Tag im Winterurlaub beim Wandern verausgaben will, der hat in Oberstdorf und Umgebung ein vielseitiges Angebot an Erlebnissen, Veranstaltungen und regionalen Gebräuchen. Hier findet ihr eine kleine Auswahl an weiteren spannenden Alternativen, die erst so richtige Winterlaune aufkommen lassen:

 

©Nicole Hacke  / im Trettachtal auf dem Weg zum Christlesee

 

Begehung der Breitachklamm:

 

Als Europas tiefste Schlucht kann auch die Breitachklamm im Winter besucht werden. In ein Meer aus bizarren Eisformationen eintauchend, erlebt man als Besucher Wintermagie pur. Über die steilen Felsvorsprünge, die von riesigen Eiszapfengebilden überzogen sind, läuft man über schmale Wegpassagen entlang an imposant aufragenden Eisfronten, die erstarrt, majestätisch anmutig und verzaubernd schön sind.


Die Klamm ist im Winter in der Zeit von 09:00 - 16:00 Uhr geöffnet (Ausnahme: Während der Schneeschmelze ist die Klamm für Touristen unzugänglich).


Weitere Informationen über die Website: www. breitachklamm.com


Übernachten in der Iglulodge auf dem Nebelhorn:


Auf 2000 m über dem Meeresspiegel befindet sich ein Hotel aus Eis, das zum Übernachten in kuscheligen Iglus für vier oder weniger Personen einlädt. In einer Bar, die komplett aus Eis gestaltet ist, wird nach Sonnenuntergang ein typisches Allgäuer Käsefondue serviert.


Weitere Informationen über folgende Website: www.iglu-lodge.de

 

©Nicole Hacke  / Pferschlittenfahrten durch das Trettachtal
©Nicole Hacke / Pferschlittenfahrten durch das Trettachtal

Winterwanderungen im Allgäu:

In Oberstdorf und Umgebung durchwandert man die schönsten Täler. Eine kleine Auswahl meiner Winterwanderungen könnt ihr unter folgenden Links aufrufen:


#Von Tiefenbach über Kornau zum Bergkristall (ein Höhenrundwanderweg)
#Vom Stillachtal bis Einödsbach
#Im Oytal zum Oytalhaus

#(R)auszeit in den Bergen# Vom Wunder des Wanderns


Weitere sportive Abenteuer in und um Oberstdorf:


Rodelvergnügen an den schönsten Talabfahrten im Allgäu: Seealpe, Gaisalpe und Dummelsmoos

Informationen zum Standort, Streckenverlauf und Länge unter: www. oberstdorf.de

 

©Nicole Hacke
©Nicole Hacke

 

Gebräuche in der Region:

 

Im Allgäu gibt es noch viele alte heidnische Traditionen, die gepflegt und gehegt werden, so auch der Brauch des Klausentreibens. Böse Geister sollen mit diesem Brauchtum vertrieben werden. Furchteinflößend mit Fellgewändern und Hirschgeweihen ausgestattet, treiben die wilden Klausen ihr Unwesen in den Gassen von Oberstdorf und ziehen mit Kettengerassel und lautem Gebaren durch den Ort.

Wer schwache Nerven hat, sollte sich dieses Schauspiel lieber aus weiterer Ferne betrachten. Für manch einen, der mit traditionellen Gebräuchen nicht viel am Hut hat, kann das Spektakel leicht beängstigend und befremdlich sein.

 

Pferde-Schlittenfahrten durch die verschneite Winterlandschaft der Täler

 

Mit dem Pferde-Schlitten kann man Oberstdorf und die nähere Umgebung bequem erkunden. Obendrein ist es die romantischste Alternative, sich von zwei PS durch die Gegend kutschieren zu lassen. Auch Nachtfahrten werden angeboten. Dabei frequentieren die wiehernden Vierbeiner die besonders malerischen Seitentäler ab Oberstdorf immer regelmäßig um 10:30 Uhr.

Fahrten finden im Winter täglich von Montag bis Sonntag ab einer Gruppenzahl von mindestens sechs Personen statt.

 

Weitere Information über das Touristenbüro in Oberstdorf: www.oberstdorf.de

 

Seid Ihr nun überzeugt vom Winterwandern und allen anderen Aktivitäten jenseits des Skitourismus? Ich wünsche Euch auf jeden Fall ganz viel Spaß und mit meinem Beitrag genügend Anregungen und Inspirationen für eine gelungene Auszeit im Schnee.

 

Eure

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