16. März 2021
UNAUFGEFORDERTE WERBUNG
Moor-Erlebnispfad Resse in Niedersachsen
Kalt und unwirtlich pfeift der Wind an diesem Tag. Schwarzgraue Wolken verdunkeln den anbrechenden Morgen und lassen nicht einen Sonnenstrahl durch die dicht verhangene Wolkendecke blitzen.
Als plötzlich stürmische Winde aufbrausen, löst sich die trübe Wettersuppe im Nu in Wohlgefallen auf und ein königsblauer Teppich vermischt sich farbintensiv zu einem Himmelsmosaik aus weißen und silbergrauen Wattewölkchen.
Unterwegs in einer der faszinierendsten Naturlandschaften Niedersachsens, begebe ich mich heute auf eine Erlebniswanderung durch eines der vier Moore der Hannoverschen Moorgeest.
Vom Ortsteil Resse in der Wedemark startet meine große Rundwanderung durch die renaturierte Landschaft des Otternhagener Moors. Einst teilabgetorfter Nutzraum für den bäuerlichen Handtorfstich, erlebe ich ein Idyll, das nur noch marginal an das einst von Menschenhand ausgebeutete Biotop erinnert.
Ausgangspunkt des Moor-Erlebnispfades Resse
Mooriz Moor-Erlebnispfad Rundweg
Birken- und Kieferbestände im Otternhagener Moor in Niedersachsen
Kleiner Rundweg Moorerlebnispfad Resse
Von nostalgischer Romantik getrieben, versuche ich mir sogar vorzustellen, wie meine Mutter in den 30er Jahren als Kind mit ihren nackten Beinen im Moor einsackte, während sie sich der schweren Arbeit im Schlamm tief unten in der nassen Torfkuhle widmete.
Doch dazu braucht es gar nicht so viel Vorstellungskraft, denn an einer der sage und schreibe neun Erlebnisstationen des Moorerlebnispfades kann man auf einer Zeitreise in die Vergangenheit einen wiederangelegten Torfstich sowie einen originalen Torfkarren und die daneben aufgestapelten Torfsoden bestaunen.
Neugierig geworden, begebe ich mich sogleich auf den 2 km langen Rundwanderweg, um alle Erlebnisstationen abzuklappern und mich gleichermaßen dem unwiderstehlichen Charme des Hochmoores hinzugeben.
Durch dicht bewachsene Moorwälder gelange ich relativ schnell an den Startpunkt des Erlebnispfades. Auf Bohlenstegen geht es nun direkt in das Herzstück der üppigen Vegetation, die sich vor Artenvielfalt und Pflanzenopulenz selbst kaum übertreffen kann.
zu den Hüpfklötzen Erlebnispfad Resse
Pfeifengrad und blauer Himmel im Otternhagener Moor
Unglaubliche 641 Tierarten zählt das Otternhagener Moor, unter denen sich Reptilien, Libellen, Fledermäuse, Amphibien und auch Laufkäfer tummeln. Ein wahrhaft buntes und quirliges Treiben, das dem Moor seinen einzigartigen Charakter verleiht.
Fasziniert und staunend ziehe ich an den ersten Stationen meiner Erlebniswanderung vorbei. Das Torftreten muss heute nicht sein. Dafür ist es einfach viel zu kalt und überhaupt weiß ich nicht, ob meine nackten Füße in die kalte, quatschende Masse hinabtauchen möchten.
Da traue ich mich schon eher über die Schwingrasenbrücke, auf der man balancierend sein Gleichgewicht haltend, je nach Körpergewicht, ziemlich schwankend in Schwung kommt. Doch das macht Spaß und verlangt nach mehr.
Die Hüpfklötze, die heute von vielen Kindern und deren Eltern frequentiert werden, verlangen hingegen nach Geschicklichkeit und etwas Mut. Denn die einzelnen Baumstümpfe sind unterschiedlich groß und stehen ebenfalls unterschiedlich weit auseinander.
Autobahntrasse im Otternhagener Moor
Mooriz Wegweiser im Otternhagener Moor
ehemalige Autobahntrasse im Otternhagener Moor
typisches Landschaftsbild niedersächsisches Moor
Bei meinem Pech bin ich die Erste, die in den Sumpf fällt. Daher überlasse ich das Hüpfen den anderen und genieße den Tag bei einem ausgiebigen Sonnenbad auf einer der Landschaftsliegen an Station 7.
Tief entspannt genieße ich nun die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut und sauge dabei jedes Detail des mystischen Landschaftsbildes, das sich vor meinen Augen abzeichnet, in mich auf wie ein durstiger Schwamm.
Hochgewachsene Birken und Kiefern, die in einem Meer aus kamelfarbenen Pfeifengras versinken, kontrastieren die blausilberne Himmelsformation, die nur noch von weißen Wolkengebilden akzentuiert wird.
Magisch und unverwechselbar ist das Moor, denke ich und setzte inspiriert meine Wanderung nach einer ausgedehnten Pause fort.
Flora und Fauna im Otternhagener Moor in Niedersachsen
Auf dem Moorerlebnispfad in Resse
Station 7: Landschaftsliegen Moorerlebnispfad Resse
Neun Erlebnisstationen auf den Moorerlebnispfad Resse in Niedersachsen
Pfeifengras im Otternhagener Moor in Niedersachsen
Kleiner Rundweg - Moorerlebnispfad Resse
Den kleinen Rundweg habe ich nun hinter mich gebracht. Jetzt schlendere ich ein Stück über den Bohlensteg zurück in Richtung Balancierparcours und folge rechter Hand einer ehemaligen Trasse, die für die nie vollendete Autobahnstrecke 24 geplant war.
In den 1923er-Jahren entwickelt, sollte die Autobahnstrecke 24 den Norden Europas mit Frankfurt, Basel und Italien verbinden. Zum Glück ist daraus nichts geworden und das Moor ein geschütztes, autofreies Naturparadies geblieben.
Dem „Straßenverlauf“ folgend gelange ich nach kurzer Zeit an ein tümpeliges Gewässer. Auf einer Aussichtsplattform genieße ich die Spiegelungen im Wasser und bestaune die sich dort abzeichnenden Grünschattierungen der urwaldähnlichen Vegetation.
Von Waldgrün, Smaragdgrün, Wolkenweiß über Wüstensandgelb, Himmelblau und Lapislazuliblau zeichnen sich alle Farben wie gemalt auf der schimmernden Wasseroberfläche ab. Still genieße ich das farbenprächtige Kaleidoskop am Libellengewässer, das sich besonders ästhetisch in das Landschaftsbild des Moores einfügt, obgleich es ursprünglich lediglich als Bodenaushub dem ehemaligen Bau der Trasse dienen sollte.
Aussichtspunkt am Libellengewässer im Otternhagener Moor
Großer Rundwanderweg im Otternhagener Moor
Das Libellengewässer
Das Libellengewässer im Otternhagener Moor in der Wedemark
Wie es wohl im Sommer hier von Libellenschwärmen wimmeln mag? Bereits der Heidedichter Herman Löns war begeistert von den fragilen, zartgliedrigen Naturwesen, die lautlos über das Wasser hinweggleiten und mit ihren irisierenden Flügeln wie kleine Elfen anmuten.
Sicher ist, dass in den Moorgewässern der Hannoverschen Moorgeest um die 50 Libellenarten ein zu Hause finden. Dazu zählt unter anderem auch die Zwerglibelle, die mit ihrer Größe von gerade Mal 3 cm als eher seltenes Exemplar immer noch im Helstorfer Moor vorzufinden ist.
Im Sommer werde ich definitiv wiederkommen, um das Libellengewässer mit all seinen Bewohnern bewundern zu können.
Abseits des Hauptpfades marschiere ich mittlerweile auf morastig weichem Untergrund entlang des von Menschenhand kreierten Weihers. Rechter Hand erhasche ich immer wieder besonders reizvolle Ausblicke auf die überbordend schöne Natur.
Das Libellengewässer in der Hannoverschen Moorgeest
Der Zunderschwamm an abgestorbenen Birkenstämmen
Rundwanderweg im Otternhagener Moor
Aussichtsplattform am Libellengewässer
An einem knorrigen Baum verweilend, lasse ich meinen Blick zum wiederholten Mal über das stille Kleinod schweifen und genieße die absolute Ruhe, die von keiner Menschenseele weit und breit durchbrochen wird.
Nur das Rauschen des Windes im Geäst und das Rascheln meiner Schritte im Unterholz sind zu vernehmen.
Gott sei Dank kreuzt heute keine Schlange meinen Weg. In den sumpfigen Gebieten entlang des Libellengewässers ist das nämlich durchaus möglich, da die niedersächsischen Moore einen idealen Lebensraum für Kreuzottern, Ringelnattern und Schlingnattern bieten.
Bevor ich meinen Rückweg antrete, entdecke ich auf dem Moorerlebnispfad noch eine Kuriosität, die sich an unzähligen alten und offensichtlich abgestorbenen Birkenstämmen ein scheinbar parasitisches zu Hause eingerichtet hat.
Der Moorerlebnispfad in Resse in der Wedemark
Es ist der Zunderschwamm, eine Pilzart, die häufig in Mooren anzutreffen ist und mit der man sogar Feuer entfachen kann.
Spannend, was die Natur uns für Hilfsmittel an die Hand gibt. Hat man kein Feuerzeug, kann man sich in freier Wildbahn, wenn denn nötig, mit einem Pilz weiterhelfen.
Während der Wind noch immer durch die Moorwälder rauscht und über das Pfeifengras hinwegfegt, mache ich mich langsam auf den Heimweg.
Mein Tagesausflug in das Otternhagener Moor neigt sich dem Ende zu. Und auch die Sonne verabschiedet sich in den wohl verdienten Feierabend.
Kleiner Rundweg
Auf dem kleinen Rundweg erlebt man auf einer Länge von 350 Metern die neun Erlebnisstationen. Über Bohlenstege passiert man unter anderem die Schwingrasenbrücke, die Hüpfklötze, den Knüppeldamm und die Landschaftsliegen, die zum Verweilen und Erleben einladen.
Großer Rundweg
Der Große Rundweg wird auf 2 km noch um die ehemals geplante Autobahntrasse und das Libellengewässer erweitert.
Leichte ebenerdige Rundwanderung im Otternhagener Moor bei Hannover
Start: Resse - Osterbergstraße 38, 30900 Wedemark
Streckenlänge: Kleiner Rundweg = 1 km / Großer Rundweg = 2 km
Aufstieg: 0 m
Tourenart: leichte Rundwanderweg
Dauer: max. 1 Stunde
Schwierigkeitsgrad: leicht, keine Kondition erforderlich
Ausrüstung: festes Schuhwerk, Freizeitkleidung, Outdoorbekleidung
Libellengewässer im Otternhagener Moor bei Hannover
Anreise:
Ab Hannover HBF in 750 m fußläufig zur U-Bahn Haltestelle Steintor. Von dort in Richtung Nordhafen. Umstieg in den Bus 460 in Richtung Mandelsloh-Reithalle. Endhaltestelle: Resse (Wedemark) Leipziger Straße. Das Ziel ist in 35 Minuten erreicht.
Oder mit der Buslinie 698 Richtung Mellendorf Schulzentrum bis zur Haltestelle Osterbergstraße an der Grundschule Resse.
Im Info-Zentrum Mooriz in Resse erfährt man alles über die Hannoversche Moorgeest. In der Dauerausstellung, die auf 100 Quadratmetern untergebracht ist, erhält man Informationen über die Entstehungsgeschichte der Moore sowie Wissenswertes zur Flora und Fauna.
Öffnungszeiten:
Mittwoch - Sonntag: 11-17 Uhr
Hast du noch nicht genug vom Moor? Dann findest du weitere Moorabenteuer unter folgendem Link:
#Wandertipp Lüneburger Heide: Mystisches Pietzmoor und Osterheidenzauber